Das liebe Geld.
Gehaltsverhandlung
Zitat Gerhard
Berger...
In unserem dritten gemeinsamen Jahr bei
McLaren stieß auch der Senna - Faktor an seine grenzen. 1992
war das Jahr der Williams-Renault und ganz besonders das Jahr des
Nigel Mansell, der gleich einmal die ersten fünf Rennen en suite
gewann. Der Grund für diese sagenhafte Überlegenheit war das
perfekte Zusammenspiel dreier Faktoren und deren fehlerlose
Umsetzung durch Team und Fahrer. Williams hatte den besseren Zugang
zum Mysterium der aktiven Radaufhängung, Renault baute einen
Supermotor, und elf fand die brisanteste Treibstoff-Formel, damals
herrschte ja weitgehende Freiheit für das Mixen das Benzins.
Ungefähr passend zur McLaren - Entwicklung sagte Senna schon im
Frühjahr: "Pass auf, Ron will dein Gehalt kürzen."
Ich habe ja schon erwähnt, dass wir in
Gelddingen besonders gut harmonierten, ich bewunderte die
Gnadenlosigkeit seiner Forderungen und seinen Weitblick, was die
Umsetzung von bislang utopischen Vorstellungen betraf. Das Preis
Limitieren des Senna war ein Kunstwerk, das über das reine Geld
hinausging. Auch wenn wir Stundenlang quatschten, war es meist nur
ein schmales Gebiet, weil sich die Gedanken ja doch um nichts
anderes als ums Erfolghaben drehte. Das Thema war eigentlich immer:
Wie man noch mehr Erfolg haben kann und eine Sache nach der anderen
in den Griff kriegt. Wir konnten einander Stundenlang zuhören, wenn
jeder über seine Art des Verhandelns und Verträge Abschließens
erzählte. Unsere Positionen waren ja nicht zu vergleichen, er hatte
fünfmal soviel Erfolg vorzuweisen und den Riesenmarkt Brasilien im
Rücken, aber es gefiel ihm, wie ich fightete und die Möglichkeiten
ausreizte.
Und was ihn betraf, so war es ein Wahnsinn,
welche Explosion der Formel 1 Gehälter er zuwege gebracht hat. Es
war jene Dimension von Sprüngen, wie sie vor ihm nur Niki Lauda und
nach ihm nur Michael Schumacher geschafft hatte. Oder wie er über
mehrere Jahre hinweg Ron Dennis gegen Frank Williams ausgespielt
hatte. Williams war auf dem Weg zu einem Top - Team, mit dem
richtigen Motor, mit den richtigen Ingenieuren und dem richtigen
Bis. Was fehlte, war der Top - Fahrer von der Statur eines Prost
oder Senna. Prost war mehr oder weniger an Ferrari gebunden. Senna
wollte eigentlich vorerst bei McLaren bleiben, also spielte er
gegenüber Ron Dennis mit der Begehrlichkeit des Frank Williams.
Er sagte zu mir:
"Ich werde soundsoviel verlangen,"
das war vierzig Prozent über dem Plafond der Formel 1 Gagen, wie ihn
Alain Prost erreicht hatte. Ich war hingerissen und gratulierte
allein zu dem Entschluss, solche Summen in die Welt zu setzen.
Nächsten Morgen, beim Frühstück, sagte er:
"Ich hab mir´s überlegt. "Ich verlange soundsoviel."
Das waren noch einmal 20 % drauf.
"Du hast einen Vogel. Unmöglich."
"Du wirst sehen."
Die Verhandlungen zogen sich dann endlos,
sie müssen eine Pein für Ron Dennis gewesen sein. Aber Senna kriegte
seine Fabelsumme, wobei ihm weniger am Geld lag als an der
Befriedigung, das doppelte des Alain Prost, noch dazu aus dem Sack
von Ron Dennis, man stelle sich das vor. Dennis war dementsprechend
ein paar Wochen lang in erbärmlichen Zustand, weil er nicht wusste,
wo er das Geld herkriegen sollte. Das war dem Senna natürlich
wurscht. |