Monaco.
Monaco - Ein
besonderer Ort
Monte Carlo, 23. Mai 1993 , abends,
kurz vor halb sechs: Es ist ein historisches Datum, eines, das in
die Motorsportgeschichte eingehen wird. Ayrton Senna hat zum
sechstenmal Monte Carlo gewonnen, zum fünftenmal hintereinander in
ununterbrochener Reichenfolge. Neben ihm auf dem Siegerpodest steht
der Sohn des bisherigen Rekordhalters, Graham Hill, Damon. Und der
ist einer der ersten Gratulanten:
Mein Vater wäre sicher stolz darauf gewesen,
das es jemanden wie Senna gebraucht hat, um seinen Rekord
auszulöschen Ayrton bedankt sich, ohne Worte, nur mit einer kurzen,
gerührten Geste, die viel sagt... Er ist von Emotionen überwältigt,
wie immer in seinen größten Momenten, überglücklich. Monaco bedeutet
ihm so viel, weil er sich nirgendwo sonst als Fahrer so gefordert
fühlt.
Monaco ist eine fantastische Strecke,
die größte Herausforderung überhaupt. Man ist ständig am Limit,
wirklich die ganze Zeit, das ganze Wochenende. Nicht nur im Rennen,
sondern von der ersten Trainingsrunde am Donnerstag morgen an. Du
bist ständig an der Kante, am Limit - und zwischen richtig am Limit
und nur halb am Limit liegt eine halbe Sekunde pro Runde
Und Monaco 1993 ist nicht unbedingt ein
Rennen, in dem er mit einen Sieg rechnen darf. Noch zwei
Wochen vorher sagte er:
Dieses sich permanent im Grenzbereich bewegen, das Typische für
Monaco, das ist eine ständige Herausforderung. Da ohne Fehler durch
das ganze Wochenende zu kommen, nicht ein einziges mal das Auto
zu beschädigen, wirklich nicht den kleinsten Fehler zu machen, darum
geht es. Ein einziges Problem kann das ganze Wochenende
beeinträchtigen.
Prompt passiert genau so etwas: Bei
einem bösen Abflug am Donnerstag morgen im freien Training am Ende
der Start-Ziel-Geraden mit Tempo 250 verletzt er sich leicht am
Daumen - und vor allem leidet die Psyche. Sicher auch unter dem
Wissen, das die Ursache ein grundlegendes Problem ist, das McLaren
damals hat: eine auf extremen Bodenwellen noch nicht
hundertprozentig funktionierende Aufhängung.
Ich habe nach dem Unfall ein bisschen den
letzten Biss verloren, das letzte Prozent zwischen 99 und
100<<gibt er damals zu, am Sonntag abend nach seinem Rekordsieg. Es
wurde zwar langsam wieder besser - aber bis zum Ende des Wochenendes
war ich nie mehr am absoluten Maximum. Mir tat die hand immer noch
weh... Und jedes Mal wenn es wehtut, denkt man natürlich wieder an
den Unfall Nachdenklich meinte er damals: Jedesmal, wenn man einen
bösen Unfall hat, wirft einen das zurück. Man geht einen Schritt
zurück, und es braucht einige Zeit, sich wieder aufzubauen, wieder
auf das Niveau zu kommen, auf dem man war. Deshalb ist es so
wichtig, keine Unfälle zu haben - um immer nach vorne gehen zu
können, ohne Rückschritte. |